Japan Teil 5: Zwei Wege, eine Philosophie – Japans Teezeremonien

Tag 5 unserer Japanreise: Was passiert, wenn Tee nicht serviert, sondern zelebriert wird? In Kyoto und Shizuoka erleben wir zwei völlig unterschiedliche Zeremonien – und lernen, dass Tee auch ohne Worte berühren kann.
Wir kamen nach Japan, um die Welt des Tees kennenzulernen. Doch was wir fanden, war weitaus tiefer, als nur das perfekte Getränk. An zwei besonderen Orten durften wir hautnah erleben, was es bedeutet, Tee nicht einfach nur zuzubereiten, sondern ihn zu zelebrieren.
Chanoyu – Stille und Präzision in Kyoto
Es war still im kleinen Teehaus in Gion, Kyoto. Wir betraten den schlicht eingerichteten Raum, dekoriert nur mit wenigen, sorgfältig ausgewählten Gegenständen – passend zur Jahreszeit. Chanoyu, die traditionelle japanische Teezeremonie, heißt wörtlich „heißes Wasser für Tee“. Doch in Wahrheit bedeutet sie so viel mehr.
Geprägt vom Zen-Mönch Sen no Rikyū im 16. Jahrhundert, ist die Chanoyu-Zeremonie tief vom Zen-Buddhismus beeinflusst. Vier Prinzipien leiten das Ritual:
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Wa (Harmonie)
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Kei (Respekt)
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Sei (Reinheit)
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Jaku (innere Ruhe)
Jede Bewegung war genau definiert, langsam und bewusst: das Reinigen der Schale (Chawan) mit dem Seidentuch (Fukusa), das Aufschlagen des Matcha mit dem Bambusbesen (Chasen), das behutsame Servieren. Zwischen den Schlucken Matcha fanden wir Ruhe, Wertschätzung und eine seltene Klarheit.
In diesen Momenten wurde deutlich: Chanoyu ist kein Ritual um des Rituals willen. Es ist eine Einladung, den Alltag zu verlassen und sich bewusst auf die Schönheit des Augenblicks einzulassen.

Senchadō – Kultivierte Geselligkeit in Shizuoka
Wenige Tage später saßen wir in Shizuoka, dem Herzen der japanischen Grünteeproduktion, und erlebten eine ganz andere, aber ebenso faszinierende Zeremonie: Senchadō, „den Weg des Sencha“.
Senchadō entstand im 18. Jahrhundert, beeinflusst von chinesischen Literaten und Künstlern, und betont kulturellen Austausch und ästhetischen Genuss. Anders als Chanoyu, wo der gemahlene Matcha im Mittelpunkt steht, werden hier hochwertige lose Tees wie Sencha, Gyokuro oder Hōjicha verwendet.
Die Atmosphäre war entspannter, gesprächiger. In kleinen, edlen Porzellantassen wurde uns Tee aus einer Kyūsu serviert – mit exakt temperiertem Wasser perfekt aufgegossen. Es wurde geplaudert, gelacht und diskutiert. Die Regeln waren vorhanden, doch weniger streng. Senchadō war ein Genuss für alle Sinne, ein Fest der Geselligkeit und Gastfreundschaft.
Hier verstanden wir: Tee ist nicht nur Stille und Einkehr, sondern auch Begegnung und Austausch – ein Spiegel japanischer Kultur und Gesellschaft.
Zwei Wege – ein gemeinsames Ziel
Beide Zeremonien könnten unterschiedlicher nicht sein – Chanoyu meditativ und rituell, Senchadō kommunikativ und frei. Doch am Ende teilen beide Zeremonien dieselbe Philosophie: Tee nicht nur zu trinken, sondern in ihm etwas Höheres zu finden – Harmonie, Respekt und einen Moment tiefer Achtsamkeit.
Wir verlassen Japan mit mehr als nur Erinnerungen an guten Tee.
Wir verlassen es mit einer neuen Perspektive auf das, was Genuss bedeuten kann.
Wer die Tiefe japanischer Teekultur selbst erleben möchte: In unserem Sortiment findet ihr ausgewählte japanische Tees wie Sencha, Gyokuro und Matcha – direkt aus den Regionen, die wir auf dieser Reise erkundet haben.















